Viele Hundebesitzer in der Schweiz investieren täglich Zeit in die Pflege ihres Vierbeiners, sind aber beim nächsten Besuch beim Hundecoiffeur frustriert, wenn dieser Verfilzungen feststellt. Das Problem liegt meist nicht an der Häufigkeit des Bürstens, sondern an der Technik. Hier setzt das Line Brushing an. Line Brushing ist eine systematische Methode, bei der das Fell Schicht für Schicht bis auf die Haut gebürstet wird, anstatt nur über die Oberfläche zu gleiten. Besonders bei Rassen mit dichtem Unterfell oder lockigem Haar, wie dem Labradoodle oder dem Malteser, ist diese Technik unerlässlich, um schmerzhaftes „Pelting“ – eine dichte Matte direkt über der Haut – zu verhindern. In diesem Leitfaden zeigen wir Ihnen, wie Sie diese Profi-Technik zu Hause anwenden können.
Was ist Line Brushing und warum ist es so effektiv?
Line Brushing bezeichnet das scheitelweise Bürsten des Hundefells. Während herkömmliches Bürsten oft nur die äussere Haarschicht (das Deckhaar) erreicht, stellt diese Methode sicher, dass jede einzelne Haarsträhne von der Wurzel bis zur Spitze entwirrt wird. Dies ist entscheidend, da Verfilzungen fast immer direkt an der Hautoberfläche beginnen, wo Reibung und Feuchtigkeit am grössten sind. Wenn Sie nur oberflächlich bürsten, schieben Sie lose Haare oft tiefer in das Fell, was die Bildung von Matten beschleunigt.
Durch das Teilen des Fells in horizontale Linien – daher der Name – erhalten Sie eine freie Sicht auf die Haut. Dies ermöglicht nicht nur eine gründliche Reinigung von abgestorbener Unterwolle, sondern dient auch der Gesundheitskontrolle. In der Schweiz, wo Zecken und Milben in Wald und Wiese lauern, ist dieser freie Blick auf die Haut ein unschätzbarer Vorteil für die Früherkennung von Parasiten oder Hautirritationen. Experten sind sich einig: Ohne Line Brushing ist eine vollständige Entfilzung bei langhaarigen Rassen kaum möglich.

Das richtige Equipment für Schweizer Haushalte
Für ein erfolgreiches Line Brushing benötigen Sie spezifische Werkzeuge, die über eine Standardbürste hinausgehen. Hochwertige Produkte finden Sie in der Schweiz bei Fachhändlern wie Qualipet oder Meiko. Das wichtigste Werkzeug ist eine hochwertige Zupfbürste (Slicker Brush) mit langen, flexiblen Pins. Diese dringen tief in das Fell ein, ohne die Haut zu zerkratzen. Zusätzlich ist ein Metallkamm mit weiten und engen Zinken unerlässlich, um das Ergebnis zu kontrollieren.
Ein oft unterschätzter Helfer ist das Entwirrungsspray (Conditioner). Bürsten Sie niemals trockenes Haar, da dies zu statischer Aufladung und Haarbruch führen kann. Ein leichtes Spray schützt die Schuppenschicht des Haares und macht den Prozess für Ihren Hund deutlich angenehmer. Investieren Sie in eine ergonomische Bürste, da das Line Brushing je nach Grösse des Hundes 30 bis 60 Minuten dauern kann. Ein stabiler Pflegetisch oder eine rutschfeste Matte auf einer erhöhten Fläche schont zudem Ihren Rücken und gibt dem Hund Sicherheit während der Prozedur.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Technik
Beginnen Sie immer an einer Stelle am Körper des Hundes, die wenig empfindlich ist, wie zum Beispiel an den Hinterbeinen oder an der Seite. Arbeiten Sie sich von unten nach oben vor. Legen Sie eine Hand flach auf das Fell und schieben Sie das Haar nach oben, sodass eine horizontale Linie der Haut sichtbar wird. Bürsten Sie nun kleine Abschnitte des Haares unterhalb Ihrer Hand nach unten, weg von der Haut.
Benutzen Sie dabei kurze, sanfte Striche („Pat and Pull“-Technik). Sobald eine Linie komplett frei von Widerstand gebürstet ist, lassen Sie das nächste Stück Haar von oben herabfallen und wiederholen den Vorgang etwa einen Zentimeter höher. Wenn die Bürste stecken bleibt, halten Sie das Haar an der Basis fest, um nicht an der Haut zu ziehen, und entwirren Sie den Knoten vorsichtig von den Spitzen zur Wurzel hin. Zum Abschluss fahren Sie mit dem Metallkamm durch die gesamte Sektion. Wenn der Kamm ohne Widerstand durchgleitet, ist die Stelle perfekt gepflegt. Falls nicht, muss an dieser „Linie“ nochmals nachgearbeitet werden.

Häufige Fehler und Troubleshooting
Der häufigste Fehler beim Line Brushing ist zu viel Druck. Die Pins der Zupfbürste sollten die Haut kaum berühren, um einen „Bürstenbrand“ zu vermeiden. Wenn Ihr Hund Anzeichen von Unbehagen zeigt, prüfen Sie den Druck auf Ihrem eigenen Unterarm. Ein weiteres Problem sind bereits bestehende, feste Verfilzungen. Versuchen Sie niemals, eine dichte Matte mit Gewalt herauszubürsten. Dies ist äusserst schmerzhaft für das Tier und zerstört das Vertrauen in die Pflegeeinheit.
Sollten Sie auf eine Matte stossen, die sich nicht mit dem Kamm lösen lässt, können Sie versuchen, diese mit den Fingern oder einer Entwirrungsschere vorsichtig längs zu spalten. Wenn die Matte jedoch zu nah an der Haut sitzt oder grossflächig ist, ist dies ein Zeichen, den Versuch abzubrechen. In solchen Fällen ist der Gang zum professionellen Hundecoiffeur in Ihrer Nähe (z.B. in Zürich, Bern oder Genf) die einzig sichere Option. Es ist besser, eine Stelle kurz zu scheren, als die Haut des Hundes durch exzessives Ziehen zu verletzen. Denken Sie daran: Geduld und viele Belohnungen in Form von Schweizer Leckerlis machen das Training für beide Seiten stressfrei.

FAQ
Wie oft sollte ich Line Brushing bei meinem Hund durchführen?
Für Hunde mit langem oder lockigem Fell wird Line Brushing mindestens zwei- bis dreimal pro Woche empfohlen. Während des Fellwechsels im Frühjahr und Herbst kann eine tägliche Anwendung notwendig sein, um die enorme Menge an abgestorbener Unterwolle zu bewältigen.
Kann ich Line Brushing auch bei Kurzhaarhunden anwenden?
Nein, bei Kurzhaarhunden wie Boxern oder Labradoren ist diese Technik nicht notwendig und auch nicht praktikabel. Hier reichen Gummistriegel oder weiche Bürsten aus, um lose Haare zu entfernen. Line Brushing ist speziell für Hunde mit mittellangem bis langem Fell und ausgeprägter Unterwolle konzipiert.
Was mache ich, wenn mein Hund nicht stillhält?
Beginnen Sie mit sehr kurzen Einheiten von nur 2-3 Minuten und belohnen Sie ruhiges Verhalten sofort. Nutzen Sie eventuell eine Schleckmatte mit Joghurt oder Erdnussbutter, um den Hund abzulenken. Konsistenz ist wichtiger als Dauer – steigern Sie die Zeit langsam, bis sich der Hund an die Prozedur gewöhnt hat.
Warum ist ein Metallkamm so wichtig beim Line Brushing?
Der Metallkamm dient als „Lügendetektor“. Während die Zupfbürste die Oberfläche glättet, findet nur der Kamm die tiefsitzenden Knoten direkt an der Haut. Erst wenn der Kamm glatt durch das Fell gleitet, ist die Sektion wirklich knotenfrei.

Fazit
Line Brushing ist mehr als nur ein Schönheitsprogramm; es ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsvorsorge für Ihren Hund. Indem Sie sich die Zeit nehmen, das Fell systematisch bis auf die Haut zu pflegen, verhindern Sie nicht nur schmerzhafte Verfilzungen, sondern fördern auch die Durchblutung der Haut und stärken die Bindung zu Ihrem Tier. Obwohl die Technik zu Beginn zeitaufwendig erscheinen mag, wird sie mit ein wenig Übung zur Routine. Sollten Sie feststellen, dass das Fell Ihres Hundes bereits grossflächig verfilzt ist oder die Haut Irritationen aufweist, zögern Sie nicht, einen professionellen Hundecoiffeur oder Tierarzt aufzusuchen. Ein gut gepflegtes Fell ist die Basis für ein glückliches und aktives Hundeleben in der Schweizer Natur.
Quellen & Referenzen
Dieser Artikel wurde mithilfe der folgenden Quellen recherchiert:

